Als wir in der Reha waren hatten wir eine sehr spannende Schulung.
Bei dieser Schulung ging es um Mediennutzung und seine Gefahren. Die Schulung war gedacht für Kinder ab 12 Jahren. Ursprünglich dachte ich, ich gehe alleine zu dieser Schulung, aber als wir dann die vielen Kinder bzw. Jugendlichen gesehen haben, hat Luna sich den Vortrag auch angehört.
Wir haben diese Schulung von jemanden erhalten der aktuell als Betreuer der Jugendgruppen angestellt ist, in seiner Vergangenheit allerdings viele Jahre spielsüchtig war und nur durch Zufall und Unterstützung seiner Freunde und Familie die Kurve bekommen hat.
Schon das alleine hat die Schulung spannend gemacht.
Er hat tatsächlich viele Einblicke, auch in sein damals privates Leben gegeben, um wirklich aufzuzeigen, wie ein Spielsüchtiger denkt und was ihn dazu treibt.
Als er die Kurve so langsam bekommen hat, hat er noch viele Jahre bei verschiedenen Spieleentwicklern gearbeitet. Er hat also seine Sucht und die dadurch erhaltenen Kenntnisse in seiner neuen Arbeit gut einbauen können.
Aber er hat nicht nur von sich und den Einfluss von Spielen und den Gebrauch von Handy und Co. erzählt. Das die Kinder heutzutage viel zu lange vor diesen neuen Medien sitzen, dass wissen wir alle ganz genau. Jeder muss selbst für sich entscheiden, ob es sich dabei um ein Limit handelt, welches noch gut für das Kind ist oder eben nicht.
Ich konnte dort vor Ort sagen, dass wir das offenbar noch ganz gut im Griff haben und unsere beiden Kids auch noch andere Dinge als "Medien" im Kopf haben.
Die andere Gefahr ist dann nur, wie konsumiert das Kind oder auch der Erwachsenen diese Apps. Also handelt es sich bereits um riskanten, missbräuchlichen oder abhängigen Medienkonsum.
Feststellen kann man dies am Besten an einer Wesensveränderung. Wenn sich die Leistung verschlechtert, sich die Person von Freunden und Familie abwendet, Gewichtszu- oder - abnahme, vielleicht sogar Entzugserscheinungen entwickelt indem die Person sehr Nervös oder sogar aggressiv ohne Medien wirkt. Es kann aber auch sein, dass einfach natürliche Bedürfnisse vergessen werden.
Man sollte also genau beobachten, was mit seinen Mitmenschen passiert.
Altersbeschränkung?
Außerdem hat er den Zuhörern erklärt, ab welchem Alter die einzelnen, beliebten Apps sind. Und auch da wurde wieder gestaunt. Ich hatte dieses Thema bereits in der Grundschule bei Luna, also so vor etwa 4 Jahren und bereits da ging ein großes Raunen durch die Gruppe.
Luna hatte vor 4 Jahren noch nicht einmal ein Handy!
Aber es ist schon spannend zu hören, ab welchem Alter tiktok (13 Jahre), Snapchat (13 Jahre) und WhatsApp (16 Jahre) sind und vor allem mit welcher Begründung.
Die Apps sind ab 13 Jahren, einfach weil ein Mindestalter vorgegeben werden muss. Es hat laut Sicht der Appentwickler eigentlich gar nichts zu sagen. Mittlerweile gibt es immer mehr Apps die aufgrund dessen eine Teenvariante entwickeln, wo die Eltern mehr Kontrolle über die Apps haben können.
Aber den Entwicklern ist das Alter der Kinder eigentlich ziemlich egal.
Denn diese Regularien bezüglich der Anmeldung können ganz einfach umgangen werden. Sie schreiben in die AGBs, dass eine Erlaubnis der Eltern vorliegen muss, prüfen dies aber niemals nach. Es ist einfach nur eine Form der Absicherung.
Gefahren
Es ist erschreckend welche Gefahren die verschiedenen Apps eigentlich so mit sich bringen:
Instagram :
- veröffentlichte Bilder/Videos können weiterverarbeitet und heruntergeladen werden
- Nachrichten können nicht gefiltert werden (Jeder kann Nachrichten schicken)
TikTok:
- die Voreinstellung ist "öffentlich" d.h. alle Nutzer können Profile und Videos sehen und kommentieren -> man muss das Konto bewusst auf "privat" umstellen!
- hat In-App Käufe
- bietet selbst und Fremdgefährdete Inhalte (Challenges)
und geringen Schutz gegen pädophilen Missbrauch
Was z.B. TikTok an Daten sammelt?
- Daten der SIM-Karte
- IP-Adresse und GPS-Koordinaten
- alle App- und Dateinamen der Geräte
- alle Nachrichten
- den Batteriestatus, sowie Tastendrückmuster und -rhythmen
- alle Registrierungs- und Profilinformationen (Name, Alter, Sprache, weitere Konten in sozialen Medien)
- Texte, Bilder und Videos, die sich im Zwischenspeicher befinden
- es werden Gesichter und Körpermerkmale analysiert und Sprachdaten gesammelt
Und hast du das bis hierhin schon gewusst?
Diese ganzen, kurzen tiktok Videos, die man angezeigt bekommt, unterliegen einem fest eingespeicherten Algorithmus. Also wenn ich gerade depressiv gestimmt bin und mir solche Videos angucke, dann komme ich aus diesem Loch auch nicht wieder raus, weil mir nur noch solche Videos mit depressivem Hintergrund angezeigt werden. Dies ist die Gefahr - gerade für unsere Kinder!
Oder wenn man die Einstellungen bei Snapchat nicht richtig einstellt, kann jeder verfolgen wo sich mein Kind gerade befindet. Durch die Videos weiß dann auch jeder was es gerade macht. Nur weiß mein Kind auch wen es da alles zum Freund hat?
Diese ganzen Apps mit ausländischen Firmensitzen bieten also sehr große Gefahren. Am harmlosesten (bei normaler Nutzung) war da noch Whatsapp. Da hier mittlerweile fast deutsche Datenschutzrichtlinien gelten und kaum Daten gespeichert werden.
Ein schönes Beispiel war zum Beispiel dieses Video:
(Quelle: YouTube (Werbung)
Dieses Video hat mir wieder gezeigt, wieso ich meine Kinder im Blog nicht zeigen möchte.
Das Internet und die neue Technik kann erschreckend genutzt werden.
Klar, ich weiß, dass ich da bei Whatsapp auch nachlässig bin und dort meine Kinder auch im Status zeige. Aber dort habe ich viele Datenschutzeinstellungen hinterlegt, damit ich genau weiß, wer diese Bilder zu Gesicht bekommt.
In der Hoffnung, dass dieser nicht screenshottet und die Bilder dann weiterverbreitet.
Es lauern also überall Gefahren.
Cybermobbing und Cybergrooming
Die anderen Gefahren sind dann noch das Cybermobbing und Cybergrooming.
Wann ein Kind von Cybermobbing betroffen ist, lässt sich oft schlecht herausfinden. Man kann hier ebenfalls die Kinder nur genau beobachten.
Ziehen sich die Kinder zurück, gehen sie nicht mehr zu Freunden oder fehlen sie vermehrt in der Schule? Dann könnten dies bereits erst Anzeichen sein.
Von Cybergrooming ist mittlerweile jedes 4. Kind betroffen und das teilweise täglich!!!
Mädchen erhalten aktuell noch öfter solche Nachrichten als Jungs. Die Jungs oftmals vermehrt in irgendwelchen Spielen mit Nachrichten oder Sprachfunktionen, die Mädchen eher in Sozialen Netzwerken.
Da gibt es mittlerweile auch viele Aufklärungsvideos, die bereits im Fernsehen gezeigt werden:
Die erwachsenen Männer geben sich als gleichaltrige Kinder aus, um so ihr Vertrauen zu erwecken.
Mittlerweile ist es durch KI auch soweit, dass es den Pädophilen reicht, wenn sie ein Foto des Gesichts des Kindes erhalten, den nackten Körper basteln sie sich dann einfach selbst dazu.
Es ist krank und gruselig, was heutzutage alles mit ein paar Handgriffen erreicht werden kann. Und diese Fotos landen oftmals nicht im Darknet, sondern in ganz normalen Foren und Netzwerken. Doch du weißt, was einmal online ist, bleibt online. Man hat kaum eine Chance hochgeladene Bilder je wieder zu löschen! Das muss man bedenken!
Und die Polizei? Die ist mit der Masse der Anzeigen und Beschlagnahmungen von Handys viel zu überfordert. Ein Beschlagnahmtes Handy, bekommt man frühestens in 6 Jahren wieder!
Deshalb ist es wichtig unsere minderjährigen Kinder vor diesen Gefahren zu schützen und sie daher richtig aufzuklären!
So toll und schön die Apps auch sein mögen, sie locken mit Filtern und natürlich mit ganz vielen Freunden, so gefährlich können sie bei den falschen Einstellungen auch sein.
Falls du anzügliche Nachrichten einem Anwalt oder einer anderen Institution zeigen möchtest, bedenke dass man bei Snapchat keine Screenshots machen sollte! Der andere Nutzer erhält eine Nachricht, wenn ein Screenshot gemacht wird! Hier ist also besondere Obacht geboten.
Influencer
Es gab auch ein Video über Influencer und deren Hintergründe:
Influencer heißen nicht zufällig Influencer - es kommt tatsächlich von dem Wort Influenza (ansteckend).
Und es ist den Influencern egal, was sie mit ihren Videos über ein makelloses Leben mit vermeintlich makellosem Körper bei Jugendlichen anrichten können.
Vorbildfunktion? Fehlanzeige.
Wenn ein Kind mit labilen Selbstbewusstsein, wie das in der Pubertät nun mal vermehrt der Fall ist, sich solche Videos ansieht und auf Grund dessen Bulimie bekommt, sich ritzt oder Schlimmeres, dann ist das dem Influencer egal! Deswegen sollte man immer wieder mit seinen Kindern darüber reden, dass es sich bei Instagram und Co. oft nur um eine Scheinwelt handelt. Die nur mit Vorsicht und Hinterfragen zu genießen ist.
Fazit:
Im Nachhinein war es gut, dass Luna dieser Schulung beigesessen hat. Und es war auch gut, dass wir am letzten Tag doch noch mehrfach nachgefragt haben, ob der 2. Teil der Schulung stattfindet (denn hier gab es an unserem letzten Tag noch ein kleines Durcheinander von den Planern, sodass wir fast Teil 2 nicht mehr gehört hätten, was sehr schade gewesen wäre).
Die Schulung war sehr spannend und Realitätsnah erzählt, was noch einmal mehr zum nachdenken und dran bleiben angeregt hat.
Luna hat nun viel besser verstanden, wieso ich ihr bisher keinen Zugang zu den verschiedenen sozialen Netzwerken gemacht habe. Sie kann Whatsapp und Youtube Shorts für Kids verwenden und dann ist gut.
Allerdings weiß ich bei ihr, zumindest noch, was sie sich da gerne anschaut. Teilweise zeigt sie es oder erzählt auch darüber.
Wir fanden diese Schulung also sehr aufschlussreich. Die Videos haben die ganze Thematik für die Jugendlichen nochmal glaubhafter gemacht und auch die ganze Thematik mal von jemand anderem, als nur den Eltern zu hören, ist auch immer noch mal was anderes.
Unser Highlight der Reha 😄
Sabina
PS: Nach der Reha haben wir auf Arbeit darüber gesprochen. Hierbei hat uns unsere neue Azubine von einer anderen Form der Challenge erzählt: Blue Whale Challenge – Wikipedia (Werbung)
Diese kannte ich tatsächlich bis dato nicht und war doch sehr erschrocken.
Sie erklärte uns, dass die Gruppe gerade in der Ukraine und vermutlich auch Russland so viel Erfolg hatte, liegt auch daran, dass man in diesen Ländern noch sehr viel Respekt vor den Eltern hat. Und wenn bei der Challenge zum Beispiel einmal verlangt wird: "Klau Geld von deinen Eltern!" Und in der nächsten Nachricht dann gesagt wird: "Wenn du dieses und jenes nicht machst, dann erzähle ich deinen Eltern, dass du Geld geklaut hast." Dann sind die Kinder dort wirklich eingeschüchtert und haben Angst vor der Reaktion der Eltern. Es sind wohl sehr viele Kinder aufgrund dieser Blauwal-Aktion verstorben einfach aus Angst vor der Reaktion der Eltern oder weil Ihnen angedroht wurde, dass sonst der Familie etwas angetan wird. Gruselig!
Schau dich doch einfach mal um, es ist erschreckend, alle sind nur noch mit ihren Handys beschäftigt, das fängt bereits im Kindesalter an. Es gibt doch kaum noch Kommunikation. Echt traurig. LG Romy
AntwortenLöschenoh ja, da bin ich voll bei dir. Das ist teilweise wirklich erschreckend.
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